In der oberen Stadt in Klosterneuburg gibt es seit Urzeiten (also d.h. so lange ich micht erinnern kann und das ist inzwischen eine ganze Weile) ein Schreibwarengeschäft, das sich (zumindest als ich dort noch einkaufte) durch folgende Eigenschaften auszeichnete:
- es war ziemlich klein.
- im Inneren war es stets ziemlich düster, was daran lag, dass sich das Geschäft ein paar Stufen unterhalb des Straßenniveaus befindet und die (relativ kleinen) Fenster auch als Auslage fungierten, dementsprechend vollgeräumt waren und so nicht allzuviel Licht in den Verkaufsraum eindringen ließen.
- die dort beschäftigten Verkäuferinnen (ich nehme an, man hat sie inzwischen in den „wohlverdienten“ Ruhestand entlassen) zeichneten sich durch eine fast schon auergewöhnliche Mischung aus Gleichgültigkeit und Unfreundlichkeit gegenüber ihren Kunden aus.
Trotzdem macht(e) der Laden ein gutes Geschäft (immerhin gibt es ihn nach all den Jahren immer noch), was zum einen daran lag, dass er (mit Ausnahme einer kurzen Zeit auf die ich gleich zu sprechen kommen werde) keine unmittelbare Konkurrenz hatte (und immer noch nicht hat) und dass sich andererseits eine Volks-, eine Hauptschule und das Gymnasium von Klosterneuburg in der Nähe befinden und damit eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Kunden, die einen nicht enden wollenden Bedarf an Heften, Füllfedern, Tintenpatronen und Geodreiecken mitbringen und die man nach Herzenslust wie den letzten Dreck behandeln kann!
Irgendwann 1986 machte in der Nähe dieses Geschäftes ein weiterer Laden auf, der ebenfalls Schreibware feilbot. Dieser war etwas größer, deutlich heller und wurde von einer nicht unattraktiven Blondine von etwa 40 Jahren geleitet, die sich stets freundlich und zuvorkommend verhielt. Kurz gesagt, dieses neue Geschäft unterschied sich in so ziemlich jeder Hinsicht von seiner etwa 200 Meter entfernt gelegenen Konkurrenz!
Ein weiterer Unterschied bestand darin, dass es in diesem Geschäft auch Spielwaren gab. Zwar hatte mein Interesse an Lastwagen, Lego-Burgen und ferngesteuerten Autos altersbedingt deutlich nachgelassen, trotzdem konnte ich mir ein paar verstohlene (und ja, teilweise auch sehnsüchtige) Blicke in die entsprechenden Regale nicht verkneifen.
Nur zur Erinnerung: wird befinden uns zu dieser Zeit (also in der zweiten Hälfte der 80er Jahre) in den „Dark Times“, als Star Wars sowas von out und toootaaal uncool war.
Wer meine Beiträge hier aufmerksam liest, der wird vielleicht schon zu der Erkenntnis gelangt sein, dass ich in meiner späten Kindheit und frühen Jugend ein gewisses Faible für Prinzessin Leia an den Tag legte. Dies äußerte sich unter Anderem auch darin, dass sich in meiner Sammlung an SW Figuren auch die eine oder andere Inkarnation der Prinzessin von Alderaan befand: in ihrer Hoth-Gear, in der Tarnkleidung von Endor und als Kopfgeldjäger Boush. Eine Figur jedoch, die ich trotz intensivem Suchen nie finden konnte und dennoch (oder gerade deswegen) immer unbedingt haben wollte, war Leia in ihrem weißen Outfit aus Episode IV, nämlich genau diese hier (pfau, das reimt sich sogar):
Nun ja, als ich eines Nachmittags in eben diesem Geschäft war (dem freundlichen nämlich), um ich-habe-keine-Ahnung-mehr-was zu kaufen, entdeckte ich ein Regal in dem Star Wars Figuren verramscht wurden. Das Verramschen war daran zu erkennen, dass sie statt den 69 Schilling (das sind ca. 5 Euro), für die sie in ihrer „Hoch-Zeit“ gehandelt wurden nun nur mehr 59 Schilling kosteten.
Unter den Figuren, die da so unspektakulär aufgehängt waren und die darauf warteten entweder doch noch von einer gutmütigen Seele gekauft zu werden, oder endgültig vom Markt zu verschwinden befand sich auch obige Leia Figur, was für mich damals einer der ersten Beweise für die Ironie des Schicksals war, denn als ich diese Figur WIRKLICH wollte, konnte ich sie nirgends finden und nun, da ich mit dem Sammeln aufgehört hatte und SW überhaupt auf dem besten Weg war zu einer meiner Kindheitserinnerungen zu verblassen hing sie plötzlich vor mir, als wäre das das Selbstverständlichste der Welt.
Ich habe die „weiße Leia“ damals gekauft, nicht weil ich sie so unbedingt wollte (wie gesagt war mein erster „Star Wars Frühling“ damals schon vorbei), sondern irgendwie um den Kreis zu schließen. Es war die letzte SW Figur, die ich je erworben habe (und ich habe das bestimmte Gefühl, dass es wohl auch die letzte bleiben wird), aber als ich damals mir ihr nach Hause ging, war ich der festen Überzeugung eine Aufgabe, die ich mir etwa 2 Jahre früher gestellt hatte letztlich doch noch erledigt zu haben, auch wenn es länger gedauert hat, als ich mir dies am Anfang vorgestellt hatte.
Solche Situationen (nämlich dass ich etwas – oft genüg überraschend – nachträglich doch noch erledigt habe, dass ich eigentlich schon VIEL früher hätte tun wollen, es jedoch nie geschafft hatte) sind mir in Laufe der Zeit noch öfters untergekommen…
…aber das sind andere Geschichten, für andere Tage!