Von entstellten Imperialen, dem Untergang geweihten Machtanwendern und Indiana Holt

Im Jänner startet Dark Horse (die gerüchteweise die Star Wars Lizenz 2014 an Marvel verlieren werden, was einerseits naheliegend wäre, anderseits sehe ich darin aber auch kein wirkliches Problem, da ich nicht glaube, dass sämtliche DH Comics der letzten beiden Jahrzehnte damit canon-mäig null und nichtig werden würden) eine neue Comic Reihe mit dem viel-sagenden Titel „Star Wars“. Diese Geschichten werden nach Episode IV spielen und sich auf Ereignisse der Hauptfiguren aus ANH konzentrieren, die wir bisher noch nicht gesehen oder gelesen haben. Dann erfahren wir endlich wie lange Leia jeden Morgen braucht, um ihre Schneckenfrisur zu erzeugen, ob Darth Vader einen Muskelkrampf hatte als er nach der Zerstörung des Todessterns aus seinem TIE-Fighter aussteigen konnte und ob Chewbacca Shampoo für trockenes oder fettiges Haar verwendet?

Bevor es aber so weit ist, werfen wir noch einen Blick zurück auf das was uns Dark Horse unter dem SW Logo in den letzten sechs Monaten so zum Verzehr angeboten hat.

Darth Vader And The Ghost Prison

Als Haden Blackman 2011 die Geschichte „Darth Vader And The Lost Command“ schrieb hielt sich meine Begeisterung eher in Grenzen. Zwar enthielten die Comics interessante „Visionen“ des dunklen Lords, die sich darum drehten, was wohl geworden wäre, wenn er Mace Windus Hand nicht abgehackt hätte, somit nicht der dunklen Seite verfallen und Padme auch nicht gestorben wäre, aber die Geschichte selbst, die von einer Verschwörung handelt, die von einer Verschwörung überdeckt wird, die wiederum eine andere Verschwörung vertuschen soll zählte für mich nicht unbedingt zum Spannendsten (und Logischten) was SW-comicmäßig in den letzten Jahren erschienen war.

Und so hatte ich im Vorfeld auch an die „Ghost Prison“ Geschichte keine allzu hohen Erwartungen.

Und wie ich mich doch täuschte! Denn DVATGP zählt für mich mit zum Besten, was SW-comicmäßig in den letzten Jahren erschienen ist.

Dies beginnt schon mit der durchaus epischen Geschichte: Der Anführer einer imperialen Militärakademie startet einen Putsch gegen den Imperator, der den Anschlag nur knapp überlebt und gemeinsam mit Vader und zwei weiteren Imperialen vom besetzten Coruscant fliehen muss. Natürlich wissen wir, dass sowohl Vader als auch Palpatine/Sidious diese Geschichte überleben werden, trotzdem schafft es Blackman die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten.

Daneben spielt Vader in dieser Geschichte zwar eine wichtige-, aber nicht unbedingt die Hauptrolle. Diese gebührt einem jungen, naiven und überaus pflichtbewusstem Kadeten namens Laurita Tohm, der seine Eltern, einen Teil seines Körpers und sein halbes Gesicht während der Klonkriege verlor und nun trotz (oder gerade wegen) seiner Entstelltheit versucht, es seinen Vorgesetzten (bis hinauf zu Vader) recht zu machen. Tohm ist eine der interessantesten (und tragischsten) Figuren der letzten Jahre, die beweisen, dass nicht alle Imperialen Unsympathler sein müssen.

Schließlich enthält diese Reihe einige Gänsehautmomente, etwa als Vader im verwüsteten Ratszimmer des Jeditempels eine holografische Aufzeichnung ansieht, in der ein wütender Anakin dem Rat vorwirft, ihm nicht zu vertrauen und zu hintergehen. Auf Tohms Frage, was aus Anakin wurde antwortet Vader schlicht, dass er ihn umgebracht hätte. Oder das titelgebende Ghost Prison, das von den Jedi während der Klonkriege verwendet wurde, um (machtfähige und/oder besonders gefährliche) Verbrecher und Separatisten wegzusperren, ohne dass selbst Palpatine davon wusste. In gewisser Weise also der Gegenpol zur Zitadelle, die wir in der dritten Staffel von CW gesehen haben.

Insgesamt also eine absolute Empfehlung für DVATGP. Wer nur eine einzige Comic-Geschichte aus 2012 lesen möchte, der sollte sich für diese entscheiden.

Es ist geplant, die Darth Vader Reihe mit einer jährlichen Geschichte fortzusetzen.

Lost Tribe of The Sith – Spiral

Die „Lost Tribe of The Sith“ ebook Novellen sind gewissermaßen eine Seitenschiene zur „Fate of The Jedi“ Romanreihe (und böse Zungen behaupten, dass es besser umgekehrt gewesen wäre), die erzählen wie eine Gruppe von Sith vor mehr als 5.000 Jahren auf einem primitiven Planeten namens Kesh stranden. Die insgesamt 9 Geschichten decken einen Zeitraum von rund 2.000 Jahren ab (schließen zeitlich also nicht wirklich zu FOTJ auf).

Ich persönlich fand die Novellen ganz unterhaltsam, auch wenn die Sith für meinen Geschmack hier ein wenig zu friedlich und kooperativ agiert haben (zumindest die meiste Zeit). Auf der anderen Seite versäumt man aber auch nicht wirklich viel, wenn man die Bücher nicht gelesen hat.

„Spiral“ schließt zeitlich an das Ende der letzten Novelle an und führt die Ereignisse fort. Um es gleich vorwegzunehmen: wer die Novellen vorher nicht gelesen hat, wird es meiner Meinung nach schwer haben, den Figuren und Ereignisse zu folgen. Zwar enthält das erste Heft eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse der ebooks, dennoch sollte man zunächst diese lesen und erst dann die Comics.

Die in „Spiral“ erzählte Geschichte ist nicht schlecht, wenn auch nicht welt- bzw. galaxiebewegend. Die große Schwachstelle ist meiner Meinung nach die, dass der Autor – John Jackson Miller – uns in den Novellen über hunderte Seiten und zwei Jahrtausende lang glauben ließ, dass Kesh mit Ausnahme einiger einheimischer Stämme (und eben den Sith) unbewohnt  und seit ewigen Zeiten von der Außenwelt abgeschnitten sein und in den knapp über 100 Seiten der Comcs, tauchen auf diesem Planeten plötzlich mehr Machtanwender auf als in der siebenten Schlacht von Ruusan! Gut, das war jetzt vielleicht etwas überbtrieben, aber wir erleben hier die Wiederauferstehung eines uralten Sithlords, lernen helle und dunkle Jedi kennen, befreundete und verfeindete Sith Kasten und eine Gruppe, die sich die „Doomed“ nennt und am liebsten überhaupt die Finger von der Macht lassen würden. Und sie alle bekämpfen und verbünden sich ständig neu – so quasi nach dem Motto „Einer für alle und jeder gegen jeden“.

Was ich zuvor über die LToTS Novellen gesagt habe, gilt auch für die Comics: sie sind ganz unterhaltsam, aber man veräumt nichts, wenn man sie nicht gelesen hat.

Derzeit gibt es keine Pläne, die „Lost Tribe of The Sith“ Reihe fortzusetzen.

Knight Errant – Escape

Eines muss man John Jackson Miller (ja, schon wieder der) lassen: er bemüht sich um Abwechslung! Ging es in der ersten Geschichte (Hefte 1-5) von „Knight Errant“ um Kerra Holts einsamen Kampf gegen zwei verfeindete und reichlich durchgedrehte Sith Brüder, so handelte der zweite Akt (Heft 6-10) von der Rettung ihres Heimatplaneten von einem mindestens genauso durchgedrehten Hutten. Im dritten Aufguss schlägt sich die einsame Jedi nun (scheinbar) auf die Seite der Sith, was sie rein optisch durch dunkle Kleidung, einen braun-schwarzen Lippenstift, jede Menge Mascara und ein rotes Laserschwert ausdrückt. Tatsächlich aber ist sie immer noch auf der Seite der Guten (was im Prinzip ihre eigene Seite ist, denn von der Republik oder anderen Jedi, ist dort wo Kerra ist nichts zu merken) und sucht einerseits nach einem uralten Sith Artefakt (in diesem Fall einen Helm) sowie nach ihren Eltern. Beides tut sie in mehr oder minder offensichtlicher Indiana Jones Manier und (ohne zuviel verraten zu wollen) ihre Suche ist nur teilweise erfolgreich.

„Escape“ ist meiner Meinung nach die bisher beste „Knight Errant“ Geschichte (selbst wenn man den Roman einbezieht, der zwischen dem ersten und dem zweiten Akt spielt), trotzdem will mir Kerra nicht so recht ans Herz wachsen. Das liegt aber weniger an der Figur selbst, als vermutlich eher daran, dass wohl jeder andere Jedi in den Wirrnissen der diversen Kämpfe schon mehrfach hätte umkommen müssen und ausgerechnet die kaum fertig ausgebildete Miss Holt setzt sich gegen Sith, Hutten und Armeen von Bösewichten durch. Das ist – zumindest für mich – nicht immer ganz glaubwürdig.

Derzeit gibt es keine Pläne, die „Knight Errant“ Geschichte fortzusetzen (auch wenn dies story-technisch sicher möglich wäre).

So, das wird diesmal schon wieder recht lang. Ich schlage daher vor, wir belassen es für heute (und heuer) dabei und wenden uns das nächste Mal zwei Sith Brüdern, einem Kopfgeldjäger mit Familie sowie den derzeit laufenden SW Comics zu.

Guten Rutsch nach 2013 und bis dann!

2 Gedanken zu „Von entstellten Imperialen, dem Untergang geweihten Machtanwendern und Indiana Holt

Hinterlasse einen Kommentar