Episode I – I (Teil 3)

Kommen wir noch einmal (und es ist wirklich das letzte mal – versprochen!) auf den Darth Plagueis Roman von James Luceno zu sprechen. Wen es interessiert, der kann auch den ersten und den zweiten Teil dieser Buchbesprechung nachlesen

Worauf das Buch auch relativ detailliert eingeht ist das Thema der Midichlorianer. Ich persönlich war 1999 nicht gigantisch begeistert darüber zu erfahren, dass die Macht scheinbar doch kein mystisches Energiefeld ist, sondern irgendwie von winzigen „Lebewesen“ geschaffen wird, die in den Zellen sämtlicher Lebewesen hausen. Zwar hat diese Erkenntnis mein SW Fandom nicht nachhaltig beschädigt, aber mir gefiel der Ansatz der OT besser, in der es keine wissenschaftliche Erklärung für die Macht gibt (oder vermutlich gab es sie schon, sie wurde jedoch weder von Ben Kenobi noch von Yoda je erwähnt).

Darth Plagueis oberstes Ziel ist es, die macht seinem Willen zu unterwerfen. Dementsprechend spielen die Midichlorianer in seinem Plan auch eine wichtige Rolle. Und James Luceno definiert die Funktion dieser Geschöpfe so dass sie nicht die „Personifizierung“ der Macht sind, sondern quasi deren Mittler. Sie stehen mit der Macht (die sich damit wieder stärker dem Konzept des mystischen Energiefelds annähert) in ständigem Kontakt und geben deren „Willen“ an die Lebewesen weiter, in denen sich sich befinden. So ganz nebenbei wird damit auch erklärt, warum Wesen, die über eine Höhere Anzahl an Midichlorianern verfügen, eine bessere Chance haben, stärker in der Macht zu sein, gleichzeitig ist dies aber keine Garantie dafür, da das Wesen auch in der Lage sein muss, die Botschaften der Macht, die die Midichlorianer an ihren „Wirt“ weitergeben auch zu verstehen und entsprechend zu handeln und dazu sind eben nicht alle in der Lage.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich mit dieser Erklärung recht gut leben kann.

Wie schon beim letzten Mal angesprochen, liefert dieses Buch eine Ganze Reihe Hintergrundinformationen zu Episode I (und sogar zu II und III. So erfährt man, wie und warum Typen wie San Hill, Wat Tambor oder Shu Mai zu jenen Rollen und Ämtern gekommen sind, die sie in der PT ausüben und nein, nichts davon ist Zufall.

Weiters wird erklärt wie Jedi Meister Sifo Dyas überhaupt auf die Idee kommen konnte, dass die Republik eine riesige Armee brauchen könnte, um der Gefahr eines galaxisweiten Krieges zu begegnen, und dass eine seltsame, auf einer Wasserwelt noch außerhalb des Outer Rim lebende Rasse ein außerordentliches Talent dafür besitzt Menschen zu klonen und somit eine solche Armee herstellen könnte. Und obwohl all das letztlich von Plagueis kommt, schafft es der Sith, es letztlich so aussehen zu lassen, als wäre die Klon Armee ganz allein die Idee von Sifo-Dyas gewesen.

Schließlich geht das Buch auch auf die „Regel der Zwei“ ein. Denn ebenso wie Palpatine/Sidious von der Existenz von Ventress wusste und diese einige Zeit duldete, so wusste auch Plagueis, dass Sidious Maul in den Künsten der Dunklen Seite ausbildete. Und dennoch ließ er ihn gewähren.  Die Erklärung ist in beiden Fällen ebenso simple wie fast schon genial: weder Ventress noch Maul wurden „offiziell“ als Sith erachtet, sondern „nur“ als Attentäter, die neben dem Umgang mit allen möglichen Waffen eben auch eine gewisse Ausbildung in der Macht erfuhren, wobei sowohl Dooku Ventress, als auch Sidious Maul (zumindest „offiziell“) längst nicht alles beibrachten, was es braucht, um ein echter Sith zu werden (daher auch keiner Verletzung der Rule of Two!). Ich vermute, dass, wenn Palgueis die Ereignisse von TPM überlebt hätte und Maul nicht auf Theed in den bodenlosen Schacht gestürzt wäre, ersterer Sidious wohl irgendwann die Order gegeben hätte Maul zu beseitigen, wenn er gespürt hätte, dass dieser eine Bedrohung für ihn werden könnte. Und ich bezweifle stark, dass Sidious dieser Order gehorcht hätte…

Doch kommen wir nun zum letzten Aspekt, den ich hier ansprechen möchte: „Darth Plagueis“ fügt sich perfekt in eine ganze Reihe anderer Werke des Expanded Universe ein, bzw. nimmt auf diese Bezug. Neben Hinweise auf die Darth Bane Romane bzw, Comics und teilweise sagar auf die „Tales of the Jedi“ Geschichten, verwebt Luceno die Ereignisse in diesem Buch perfekt mit denen seines eigenen Romans „Cloak of Deception“ (Schleier der Täuschung), ebenso wie mit dem Darth Maul Comic, dem Buch „Schattenjäger“ und dem e-Book „Saboteur“. Auch auf die Ereingisse aus „Jedi Council: Acts of War“ wird Bezug genommen und sogar auf die Kurzgeschichte „A Summer’s Dream“ aus der 5. Ausgabe von „Star Wars: Tales“. Man muss keine dieser Geschichten gelesen haben, um dem Darth Plagueis Roman folgen zu können und dennoch ist es beeindruckend, wie es dieses Buch schafft, die in den anderen Werken behandelten Ereignisse noch einmal zu einem größeren Ganzen zu verweben.

In besonderem Ausmaß tritt dies auch auf Episode I zu, denn wär hätte 2005, als Palpatine Anakin die Tragödie von Darth Plagueis dem Weisen erzählt gedacht, dass sich diese nicht 30 oder 40 Jahre zuvor abgespielt hat, sondern gerade mal 13 und dass der damals 9 jährige Anakin, als er gemeinsam mit Padme, Qui-Gon, Obi-Wan und Jar-Jar auf der Landeplattform in Coruscant stand, um wieder nach Naboo zurückzukehren von einem Sith namens Darth Plagueis beobachtet wurde, der sich irgendwo tief in seinem Inneren die Frage stellte, ob er diesen blonden Jungen geschaffen hatte…

Eines ist sicher: man wird Episode I (und zum Teil die gesamte PT) nicht mehr mit den gleichen Augen sehen, wenn man diesen Roman gelesen hat.

6 Gedanken zu „Episode I – I (Teil 3)

  1. Die Ironie die ich hierbei sehe ist dies, in Grunde genommen alles auf Darth Revan beruhte.
    Oder etwa nicht?
    Es war Revans Holocron gewesen, das Darth Bane das nötige Verständnis gab um die Regel der Zwei zu erschaffen und so auch das spätere Galaktische Imperium.
    Das ein Sith-Lord der vor 4000 Jahren gelebt hatte, noch in so vielen tausend Jahren einen dermaßen hohen Einfluss auf die Geschehnisse in der Galaxis hatte.
    Das ist aus meiner Sicht wahre Unsterblichkeit.

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